Die Anekdote

Der “Elefantenmord”   –   Die Anekdote   –   Der Elefantenbrunnen   –   Das Wappen


Der Elefantenmord – Die Anekdote

Eine schauderhafte Mordgeschichte, geschehen im Jahre des Heils 1888 in einem Dorfe bei Wurzen.

In einem Dorfe nicht weit von Wurzen ward jüngst eine Tat vollbracht, wie sie wohl auf dieser Erde einfach ist noch nicht passiert. In jedem Dorf und im ganzen Land ist diese Schaudertat bekannt.

August Plumps, ein Gutsbesitzer geht des abends raus aufs Feld, an seiner Seite seine Christel, die er fest am Arme hält. Beide wolln nur einmal sehn, wie wohl ihre Ärbern stehn.

Wie sie nun so friedlich watscheln und sich recht im Stillen freun, fängt auf einmal seine Christel aus voller Kehle an zu schrein! Schaute angsterfüllt ihn an und zeigt zu den Himmel nan.

Auch Herr Plumps erhebt die Blicke und schaut auch zum Himmel nan. Ach, oh Schreck, was muss er sehn, ein Elefant groß und mächtig, der fällt, oh welche Pein, gerade in sein Kornfeld nein.

Plumps steht, wie vom Blitz getroffen, und sein Weib ist leichenblass.

Endlich fasst er Mut und sagt: “Höre Christel, weißt du was?” Komm wir hohl´n die Nachbarn flink, damit die sehn das Wunderding!”

Gesagt, getan, sie rennen beide rasend schnell ins Dorf hinein und fangen, fast wie zwei Wilde, aus voller Kehle an zu schrein.

“Kommt Leute, schnell und bleibt nicht stehn, ein großes Wunder ist geschehen!

Ein Elefante, groß und mächtig, wie ihr ihn noch nie gesehn, kam jetzt unverhofft und plötzlich aus den lichten Himmelshöhn. Mitten ins Getreidefeld hat sich dieses Tier gestellt!”

“Hu” sprach einer von den Bauern, so was ist doch fürchterlich! Doch was hilft hier alles Zeedern, frisch drauflos ist unsre Pflicht! Dieses Ungetüm muss fort, das ist unser Losungswort!

Und nach höchstens 5 Minuten gehn die Bauern wutentbrannt mit der Sense, Gabel, Hacke und mit dem Flegel in der Hand. Ja, sogar bei einem Dicken hängt die Flinte auf dem Rücken.

Wie sie ziemlich sind am Ziele machen sie auf einmal Halt, und die größte Zahl der Krieger läuft es übern Rücken kalt, als sie sehn wie aufgeregt sich dieses Ungetüm bewegt.

Doch der Dicke mit der Flinte schafft sich Mut und tritt hervor, nimmt’s Gewehr und schießt dem Tiere die ganze Ladung hinters Ohr. Doch die Wunde im Gesicht rührt den Elefanten nicht.

“Donnerwetter” schreit der Dicke, “nun ist`s aber ganz egal!” Nimmt’s Gewehr, legt an und wirklich, dieser Held schießt noch einmal. Dieses Mal mit mehr Geschick, das Tier sinkt schwer verletzt zurück.

“Hurra!” schreit die ganze Bande, “vorwärts!” brüllt der dicke Mann. “Frisch drauflos, damit die Bestie uns nicht noch entwischen kann.” Und im Sturm haut klein und groß auf den Elefanten los.

Doch wer denkt sich ihr entsetzen, als sie das Ding genau besehn, ohne nur ein Wort zu sagen bleiben alle ruhig stehn. Beschämt nun sprach der dicke Mann: “Was einem nur passieren kann.”

Ein Elefant lag zwar vor ihnen, von ihrer Hand zerhaun, zerfetzt, doch nur aus Leim, Papier und Farbe war künstlich er zusamm gesetzt. Man lässt sie fliegen lange an Stelle eines Luftballon.

Herr Köglich, der von fern gestanden, sprach zu der Schar: “Ei, ei, wie dumm! wie kann denn nur, ihr alten Esel, ein Elefant vom Himmel kumm.”

Na, sprach der dicke “lieber Köglich, bei jetzger Zeit ist alles möglich!”