Elefantenmord

Der “Elefantenmord”   –   Die Anekdote   –   Der Elefantenbrunnen   –   Das Wappen


Der Elefantenmord – Die wahre Geschichte

Am 8. Juli 1888 fand ein Ereignis statt, das Kühren bis in die heutige Zeit bekannt machen sollte.

Der Kaufmännische Verein zu Wurzen veranstaltete an diesem Sonntag im Garten der Gaststätte Stadt Leipzig ein Sommerfest. Am Spätnachmittag ließ man einen aus dünnem Seidenstoff gefertigten Luftballon steigen, der die Form eines Elefanten hatte. Einige Interessierte sollten den Weg des Ballons verfolgen. Dieser trieb bei ruhigem Westwind auf Kühren zu. Der Spiritusvorrat, der die Heißluft zum Auftrieb erzeugte, war erschöpft, der Ballon ging bei den Probstwiesen (Stauchauer Mark) nieder und stellte sich in ein fast reifes Kornfeld. Der Bauer Theodor Schlegel wollte an diesem schönen Abend nach den reifenden Saaten schauen. Er blickte verwundert nach dem sonderbaren Ballon, der sich in der Nähe auf das Feld gesenkt hatte.

Bahnwärter Seidel mähte am Wegrand etwas Ziegenfutter und schaute ebenfalls. Bauer Heinrich Ulbricht gesellte sich zu beiden. Er kam von der Wildentenjagd mit umgehängter Flinte.

Natürlich hatte auch die Dorfjugend den Ballon kommen sehen und war ihm entgegengeeilt. Heinrich Ulbricht gab auf den noch aufgeblasenen Ballon einen Schrotschuss ab. Der Elefant wiegte sich weiter im Abendwind und Ulbricht schoss zum zweiten Mal. Der Ballon sackte völlig zusammen. Bahnwärter Seidel brachte die zerschossene Seidenhülle auf den Weg. Triumphierend zogen die Kinder mit den Fetzen der Elefantenhaut ins Dorf. Schmunzelnd folgten die Erwachsenen.

Ein Wurzener Witzbold brachte die Begebenheit fantasievoll in Reime – als “Elefantenmord zu Kühren”. Das Gedicht wurde im Wurzener Tageblatt und auch als Sonderdruck des Verlags Hermann Christoph aus Wurzen veröffentlicht. Nun gab es natürlich Anlass, den Schützen und alle Beteiligten sowie ganz Kühren zu hänseln – trotz erfundener Namen in diesem Gedicht. Dieser schlechte Scherz hat uns mit Recht arg gekränkt.

Die Sage vom Elefantenmord ist aber nicht totzukriegen. Zum 50-jährigen Gedenken 1938 führte Wurzen im Faschingsumzug einen Elefanten mit, den sie dann den Kührenern zustellten.

Inzwischen haben wir uns mit dieser Geschichte ausgesöhnt und der Elefant ist aus Kühren nicht mehr wegzudenken.

Quelle: Ortschronik Kühren